Herr Glur! Sie sind Bauer, Selbständigerwerbender, Unternehmer. Wie schaffen Sie es, diese anspruchsvolle und zeitaufwändige Tätigkeit mit der Arbeit in der Politik, in Verbänden und überhaupt in der Öffentlichkeit unter einen Hut zu bringen?
Da ich von meinen Eltern einen modernen, zeitgemässen Landwirtschaftsbetrieb übernehmen durfte und ich diesen kontinuierlich weiterentwickelt habe, konnten wir die Arbeitsabläufe optimieren, was mir den nötigen Freiraum für mein Engagement in der Politik und in den Verbänden verschafft hat. Weiter hilft die ganze Familie - meine Frau und meine beiden Eltern - zusammen mit unseren zwei Lehrlingen tatkräftig mit.
Sie sind praktizierender Landwirt. Der einheimischen Landwirtschaft wird heute viel vorgeworfen. Braucht es die inländische Lebensmittelproduktion überhaupt noch?
Nur bei den im Inland produzierten Lebensmitteln haben wir die Gewissheit, dass auch das darin ist, was darauf steht. Die Schweizer Landwirte sind stetig daran, sich in sämtlichen Bereichen, sei es beim Tierwohl, beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder beim Antibiotikaverbrauch nachhaltig zu verbessern. Dies belegen die Zahlen eindeutig. Aus diesem Grunde verstehe ich auch die Kampagne gewisser Medien, welche momentan gegen eine produzierende Landwirtschaft in der Schweiz läuft, überhaupt nicht. Es wird nur noch mit Schlagwörtern argumentiert; die zielführenden Anstrengungen, welche von unserer Seite her schon seit Jahren unternommen werden und ihre erfolgreichen Wirkungen werden überhaupt nicht kommentiert. Wenn wir die Inlandproduktion weiterhin so runterfahren, sind wir je länger desto mehr auf unsichere, nicht kontrollierbare Lebensmittel aus dem Ausland angewiesen. Da frage ich mich schon, ob das schlussendlich die bessere Lösung ist, als eine kontrollierbare Schweizer Produktion mit Schweizer Lebensmitteln hoher Qualität.
Sie sind Eigentümer und Betriebsleiter eines Landwirtschaftsbetriebes, der auffällt. Sind solche Musterbetriebe in der Agrarpolitik nicht über Gebühr bevorzugt?
Das Gegenteil ist heute leider der Fall. Die Bundesgelder fliessen heute vermehrt in die Extensivierung eines Betriebes. Wer weniger Lebensmittel produziert, wird dafür belohnt. Unser Betrieb ist auf die Produktion von hochwertigen Lebensmitteln ausgerichtet; das ist ein anderes Unternehmensziel als die Extensivierung.
Sie halten viele Tiere. Wie halten Sie es mit dem Tierschutz? Wie gehen Sie mit der Anwendung von Medikamenten um? Wie entsorgen Sie Mist und Jauche?
Unsere Tiere leben in hellen, freundlichen Ställen. Somit schaffen wir für sie die besten Voraussetzungen, dass sie gesund bleiben. Tritt trotzdem einmal eine Krankheit auf, wird zusammen mit dem Tierarzt, der den Tierbestand kennt und Vertrauen verdient, eine Behandlungsstrategie festgelegt. Als Bauer gehört es zu meinem Berufsethos, zu meinen Tieren zu schauen. Das verlangt ganz selbstverständlich, dass ich Massnahmen treffe, damit kranke Tiere wieder gesund werden bzw. dass sie gar nicht erst erkranken. Genau so wie es bei uns Menschen ebenfalls gehandhabt wird.
Mist und Jauche sind hochwertige Hofdünger und müssen nicht entsorgt werden. Sie werden zur Düngung von Gras, Mais , Gerste und Weizen verwendet; das ist das Futter, das meinen Muni und Schweinen später als Nahrung dient und so schliesst sich auf meinem Betrieb der natürliche Kreislauf.
Ihr Tierbestand erfordert eine grossflächige Futterproduktion. Führt das nicht zu einer Übernutzung oder Schädigung der Böden?
Mit einer angepassten Fruchtfolge sowie einer schonenden Bodenbearbeitung und einer -übrigens schön blühenden - Gründüngung sind unsere Böden im besten Zustand.
Sie sind ein Fleischproduzent. Die Klage ist unüberhörbar, dass das Fleisch im Detailhandel für unsere Konsumenten überteuert sei.
Es gibt in der Tat Fleischsorten, welche wirklich teuer sind. Der Landwirt erhält vom Konsumentenfranken lediglich 20 Rappen. Das sehr hohe Lohnniveau der nachgelagerten Stufen trägt mit dazu bei, dass schlussendlich das Fleisch zu einem teuren Lebensmittel wird. Daran habe ich gewiss keine Freude, denn dies hemmt den Fleischkonsum.
Das was früher „landwirtschaftliche Dienstboten“ erledigten, besorgen heute Lehrlinge. Gibt es keinen Konflikt zwischen Ausbildungsziel und Produktivität?
Wenn ein junger Mensch sich entscheidet, den Beruf eines Landwirts zu erlernen, weiss er genau, auf was er sich einlässt. Die meisten haben die Kindheit bereits in der Landwirtschaft verbracht und starten die Lehre mit einem grossen Vorwissen, worauf man aufbauen kann, was das Ganze erleichtert. Zudem nehme ich mir sehr gerne die Zeit, mit meinen Lehrlingen zu lernen. Die engagierte Förderung des beruflichen Nachwuchses gehört zum richtigen Verständnis des eigenen Berufes.
Sie stehen ein für Sicherheit. Als eines der Mittel sehen Sie die Armee. Die eine Frage: Braucht es sie überhaupt? Und wenn ja: Ist sie einsatzfähig und schlagkräftig?
Eines der wichtigsten Elemente, die Unabhängigkeit und den Wohlstand eines Landes zu erhalten, ist eine einsatzfähige und schlagkräftige Armee. Das lehrt die Geschichte. Ist die Landesverteidigung nicht mehr gewährleistet, können sich innert kürzester Zeit die Rahmenbedingungen für ein Land zum Negativen wenden; unsere Freiheit wäre bedroht.
Wir müssen aufhören, bei der Landesverteidigung zu sparen. Die Armee muss in Zukunft zwingend genügend Gelder erhalten, damit sie einsatzfähig und schlagkräftig bleibt. Dazu gehört für mich auch die Anschaffung neuer Kampfflugzeuge!
Sie stehen mitten im Leben und setzen sich für Sicherheit und Würde im Alter ein. Wird aber das Problem aus demografischen Gründen nicht allmählich unlösbar?
In der Tat stellt uns die grosse Anzahl Menschen, welche immer älter werden, vor grosse Herausforderungen. Wenn jemand aber das ganze Leben lang gearbeitet hat, verdient er es ohne jeden Zweifel, auch im Alter ein anständiges Leben ohne finanzielle Ängste zu führen. Das muss in unserem Lande möglich sein und bleiben. Deshalb muss das bewährte Dreisäulensystem durch Bereitstellung der erforderlichen finanziellen Mittel unbedingt auch für die Zukunft sichergestellt werden.
Sie leben in einer intakten Familie. Wie gestaltet sich das Familienleben in einem Familienbetrieb wie dem Ihrigen?
Arbeits- und Wohn-/Lebensraum zusammen mit der Familie - sprich mit drei Generationen - am selben Ort zu haben, ist etwas sehr Schönes. Wohl wie kaum ein anderer Vater sehe ich, wie meine Kinder aufwachsen. Wir teilen über alle drei Generationen hinweg Freud und Leid in Haus und Hof – und das verbindet!